Vom Nutzen und Nachteil der Kunst-Auktion für das Leben

In zwei Tagen wird die rechts anstehende Studie "Genoveva" (1890) im Auktionshaus von Brühl versteigert werden. Die Chancen, das Bild wird in einem Archiv, einem Museum landen, oder in den Händen einer Person, der daran gelegen ist, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen - in welcher Form auch  immer -, stehen denkbar schlecht. So zeichnete sich in den vergangenen Jahren nicht nur ab, daß exorbitante Gewinne bei Versteigerungen eingefahren wurden, sondern auch, daß das Gros der angebotenen Werke seinen Weg nach Californien, Amerika, in die Hände eines Herren fand, der im großen Stil Werke aufkauft, um sie dann gegen ein Entgelt wieder an Museen zu verleihen. Inwiefern das für deutsche Museen überhaupt noch eine Möglichkeit darstellt - finanziell und den Lieferweg bedenkend -, entzieht sich meiner Kenntnis. Darum breitet sich auch eher ein Gefühl von Resignation aus, landet etwas von Fidus in den Auktionshäusern. Zudem gesellen sich seit Jahren klägliche Versuche meinerseits, entsprechende Besitzer solcher Werke ausfindig zu machen, um zumindest etwas zu den Hintergründen in Erfahrung bringen zu können. Selbiges betrifft natürlich auch die Gewinner der Auktionen, von denen ich ebenfalls nie ein Wort vernahm, was mich mitunter in dem Gedankengang bestärkt, hier wird investiert, nur investiert. Ein wirkliches Interesse an dem Künstler sähe sicherlich anders aus.
Der widrige Umstand wird für mich hautpsächlich dadurch getragen, daß das bildnerische Werk Fidus' nahezu nicht erfasst wurde. Und bei dem besagten Bilde handelt es sich um eine Studie zu dem 1894 vollendeten Werk "Verlassen", welches Bestandteil des Kanons ist. Folglich ist es also ein durchaus interessantes Werk, um die Entwicklung nachvollziehen zu können, das Entstehen der Idee zeitlich zu verorten.
Fidus selbst war es, der sich wiederholt gegen den Verbleib seiner Werke in Privaträumen aussprach, die in der Folge dessen dem Volke nicht mehr zugänglich waren. Beispielsweise beschwerte er sich über den unbekannten Verbleib eines seiner Werke, merkte jedoch an, es glücklicherweise bereits reproduziert zu haben, in der Form der bekannten Kunstkarten. (Und wieder schließt sich der Kreis, weswegen ich die Karten als so essenziell erachte)
Daß es glücklicherweise auch anders gehen kann, bewies jüngst ein Auktionshaus, ebenfalls im Angebot eine Studie führend: Man werde versuchen, einen Millionär auf das Bild anzusetzen, der es dann als Dauerleihgabe nach Woltersdorf zuführen würde.
Noch scheint mir das sehr fantastisch...

Gunnar Finder / Eberswalde / traumtänzelnder 02.05.2018








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